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Biorama #41

Elternalltag, meine Kolumne (aka psychotherapeutisches Selbsthilfemodul) im Biorama Magazin, ist in Ausgabe #41 nachzulesen.*

 

*Dies hier ist übrigens der Schluss der aktuellen Kolumne mit dem Titel >Hand weg<, die nicht mit ins Heft wollte:

… Muss ich mich bei irgendeiner Turnvereins- oder Pfadfinderfeier einschleichen und warten, bis ein Gruppendynamik förderndes Spiel ausgerufen wird, bei dem sich alle die Hände geben und – zack! – hinter dem Vorhang vorhüpfen und mir seine Hand grapschen?

Ich muss jedenfalls sehr schnell sein. Denn wenn die Coolness, die bereits jetzt (mit gerade einmal 5 ½) schon aufkeimt, einmal überhandnimmt, nimmt er nimmer meine.

Ich werde seine Hand nicht festhalten können, selbst wenn ich möchte. Es sei denn, ich lege mir einen Hund zu. Kampfhund.

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So ein Kese

Dies ist ein Hilferuf. Ein verzweifelter Versuch eines Schülers, die vorsätzliche Bloßstellung, die folterähnliche Peinomachung, die unzumutbare Coolnesauslöschung der Mutter zu unterbinden. Wie verzweifelt das Kind hier versucht, die Mutter zu einem weniger auffälligen, und dadurch für das Kind weniger imagezerstörenden Äußeren zu treiben, ist geradezu rührend. “Ohne Farbe” und “schwarz” scheint es förmlich hinaus zu schreien. Dass es um unauffällige Kesestreifen bittet, um nicht für seine Mango-Aloe-Vera-Müsli-Jause verlacht zu werden, ist besorgniserregend. Es scheint, als hätte sich das Kind, um den Schmerz über das aufdringliche Versagen der Mutter zu betäuben, längst in die Abhängigkeit von berauschenden Substanzen begeben. Denn: was, wenn nicht Schnüffeln, treibt man heutzutage noch mit Tintenkillern? Ich vermute, die Mutter beküsst das Kind vor der Schule, ruft ihm “Ich hab dich lieb” oder andere verletzende Beleidigungen zu.

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Pfoten hoch

Netter Versuch, doch leider kann selbst das treudoofste Hundegschau nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier einiges im Argen liegt. “f. Erika” – was soll das denn? Was kann die arme Erika schon wieder dafür? Hat sie nicht verdient, von derselben Becel zu lecken wie alle anderen Katzen auch? Und hier: “F.schfond”: glaubst du im Ernst, ich sehe nicht dass du, du, du, Tierfreund, zerkochte Meerestiere kaufst? Unschuldige? Möchte gar nicht wissen, was du mit Bananenzwiebel zu vertuschen versuchst, habe aber schlimme Ahnungen. Pfui, pfui, pfui. Da gibts was auf die vier Pfoten.

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2:1

So pur, so rein, so essenziell. Hier stimmt einfach das Verhältnis, 1:2, Brot zu Flaschen Wein, so soll es ein. Ich sehe sie auch vor mir, wie sie ihre Tagesration abholt, den Zettel in der Hand und an jeder Regalecke wieder draufschaut: Ach ja, weißschonwieder. Dieser Einkaufszettel ist mit Sicherheit ein Dauereinkaufszettel für jeden Tag. Jetzt ist er verloren, liegt im Dreck. Und nun? Was wird aus unserer Puristin? Was wird sie morgen kaufen? Zwei Brote und eine Flasche Wein? Ich hoffe, nein.

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Parmesanparmesan

Herr fünf, der ist ein Schlawiner. Nachts, wenn seine Herrin schläft oder gerade mit Herr eins, zwei, drei, vier oder sechs beschäftigt ist, schleicht er raus und manipuliert ihre Einkaufszettel. Seit Jahren muss Hr 5 Ravioli mit sehr wenig Parmesan essen und die Perverse serviert ihm dazu ein Glas Messingputze. Jetzt schleicht er also leise ins Vorzimmer und kritzelt Parmesan oben dazu! Weil Hr 5 liebt Parmesan und wenn die Herrin zweimal Parmesan liest, kauft sie bestimmt auch zwei. Da leuchten seine bebe-Augen, weil er so einen fiesen Schabernack wieder getrieben hat.

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Es geht um die Wurst

Diese Leserinneneinsendung wurde mir aus gut unterrichteten Kreisen zugespielt, man könnte auch sagen: Insiderinformation. Und ich muss sagen: es schockiert mich. Nachdem ich den Haushalt kenne, nein, zu kennen glaubte, ist dieser mein Glaube (ohnehin schwach) nun bis ins Mark erschüttert. Ich lese hier, dass acht Sorten Fleisch und Fisch eingekauft wurden. Acht. Und deshalb frage ich mich, und ich frage auch Sie, geneigte Leser: Wer hat den Pizzakäse angeordnet? Ich werde mich auf den Anordner stürzen, wie sich weiland Tom Cruise und Demi Moore auf Jack Nicholson stürzten, denn diese Frage muss restlos aufgeklärt werden. Eine Frage der Ehre.

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Äpfelsaft

Mir drängen sich hier einfach zu viele Fragen auf, um sie euch vorzuenthalten. Erstens: Ist es ok, dass Roter Storch, diese Plörre, genauso wenig kostet wie Mikado und Tender? Müssten diese Grausamkeiten nicht 100,- und mehr kosten? Zweitens: Was macht man mit 30 Öllichtern? Drittens: Wieso sagen wir eigentlich fälschlicher Weise Apfelsaft? Völlig korrekt, lieber Einkaufszettelschreiber, es muss Äpfelsaft heißen. Es heißt ja auch Traubensaft und nicht Traubesaft. Für diese Sprachrevolution hast du dir Fernet und Campari verdient, streich das Fragezeichen. !

* Ein Hinweis für die Neugiersnasen: Ich habe das für euch recherchiert. ABSciex macht unter anderem Qualitätstests bei Lebensmitteln. Ist das nicht unheimlich?

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Einkaufsaufstellung

Luft hat Probleme mit der Identitätsfindung. Ist er ein Ballon, eine Schlange, er steckt wohl mitten in der Pubertät, wer kann da schon sagen, was er ist oder sein möchte. Sicher ist sein Naheverhältnis zu Tixo, der ihn eher als Ballon wahrnimmt denn als Schlange. Tixo hat darüber hinaus eine Art Vermittlerrolle eingenommen. Denn Lufts Beziehung zu Lachs und Brot ist derzeit etwas gestört. Auch die Beziehung zwischen Lachs und Brot ist, nun ja, schwierig. Der Grund: Luft. Brot sieht Luft mehr als Schlange, Lachs eher den Ballon. Und Tixo muss wirklich schauen, dass er nicht an Luft kleben bleibt.

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Armes Würstel

Sie gaukelt ihm seit nunmehr vierzig Ehejahren vor, eine meisterhafte Köchin zu sein. Was ihr gelingt, denn erstens waren sie bisher weder im Wirtshaus noch hat er sonst irgendwo gegessen. Und zweitens durfte er ihr auch noch nie in der Küche zusehen. Ein raffiniertes Luder ist sie. Verschwindet in der Küche, schließt die Tür, scheppert mit allen Töpfen und Pfannen, macht eine riesen Unordnung und kommt nach einer Stunde mit einem Käse-Gurkerl-Brot und einem (wahrscheinlich nicht einmal aufgewärmten) Frankfurter strahlend – “ta-daaaa” – wieder heraus. Und er, stumm vor Ehrfurcht und weich vor Anbetung durfte nicht nur einkaufen was sie ihm angesagt hatte sondern auch noch den ganzen Dreck aufwaschen. Armes Würstel.